Aus dem bayrischen Untermain kommen MINOTAURUS, die seit 1994 aktiv sind und inzwischen ihren unverwechselbaren Mix aus Folk, Metal und nicht zu überhörender Eigenständigkeit in der Szene etabliert haben. Auf fünf Alben kann die Band inzwischen zurückblicken und als Außenstehender kann man schnell eine enorme Weiterentwicklung von Album zu Album erkennen. Auf ihrem sechsten Longplayer “Victims Of The Underworld“ setzt man auf Bewährtes, geht aber gleichzeitig neue Wege, sprich die Scheibe ist metallastiger und somit auch härter ausgefallen. In Anbetracht der langen Bandgeschichte sicher ein weiser Schritt, gerade in einem Metier wie dem Folk Metal, wo Fans sich sehr explizit an Bands orientieren, ist Glaubwürdigkeit ein hohes Gut. “Victims Of The Underworld“ war die drei Jahre Wartezeit mehr als wert und wird die Band mit großen Schritten weiter nach vorne bringen. MINOTAURUS, das Mischwesen aus Stier und Mensch aus der griechischen Mythologie, scharren erneut mit den Hufen.
Mit „The First Labyrinth“ (1997) und „Dragonbone Throne“ (1998) veröffentlichte die Band schnell hintereinander zwei EP’s, spielte oft live und erste Achtungserfolge bei Presse und Fans ließen aufhorchen. Der Weg zum ersten Album 1999 war jedoch steinig. „Path Of Burning Torches“ erhielt dennoch mehr als Höflichkeitsapplaus und schon 2001 schob man eine weitere EP nach. „Carnyx“, eine Hommage an das eisenzeitliche Instrument der Kelten. Die erstklassig ausgearbeitete EP erhielt durchweg großartige Reviews.
Offerierte man auf diesen zwei Veröffentlichungen den Fans sehr harten Folk Metal, war man der Meinung auch das andere Gesicht der Band den Fans näher zu bringen. Mit „The Silent Cave“ lieferte man eine EP voller Akustik Songs, brachte den Fans die „weiche“ Seite der Band nahe. Das romantische Liedgut wurde oftmals auf Lauten dargeboten, um den Mittelalterflair deutlich zu erhöhen.
2004 veröffentlichte man mit “Myth Or Reality“, welches erneut härter wurde, ein neues Album. Zudem gestand man dem Folkanteil erneut mehr Raum zu. Dieser Folkcharakter war fortan ein elementarer Bestandteil vieler Kompositionen und positionierte die Bayern noch deutlicher in der Folk Metal Szene.
Mit dem Titelsong „The Lonely Dwarf“ zur Fantasy-Persiflage „Der Einsame Zwerg“ für das saarländische Independent Filmstudio e(H)rlebnisfilm eröffneten sich neue Wege und die Co-Operation zeigte rückblickend positive Effekte. 2009 erschien mit „The Lonely Dwarf“ ein Konzeptalbum, das die Geschichte eines Zwerges erzählte. Zudem entdeckte die Band ihre Vorliebe für aufwendige Videoclips, welche zukünftig ein wesentlicher Bestandteil des Schaffens von MINOTAURUS werden sollte. Während all dieser Zeit kämpften auch MINOTAURUS mit den üblichen Line-Up Wechseln und internen Bandproblemen, behielten jedoch immer das Ziel vor Augen bestmögliches zu liefern.
Mit dem nächsten Album „The Call“ schlug man ein neues Kapitel auf. Limb Music wurde das neue Label der Band und in den Empire Studios von Rolf Munkes legte man den Grundstein für eine lange, wertige Zusammenarbeit. Im Line-Up rüstete man ebenfalls auf. Das Sextett wurde um eine Sängerin erweitert. Clarissa Hobeck gab dem Sound eine neue Dimension. Trotz weiterer markanter Line-Up Veränderungen ließ man sich nicht ausbremsen.
Ihren fünften Longplayer „Insolubilis“ nahm die Band erneut zusammen mit Rolf Munkes in den Empire Studios in Bensheim auf. Elf neue Songs, in einem bunten Gesamtbild verpackt, liefern einen beeindruckenden Mix aus Melodien und Themen. Während auf dem Vorgänger ein Mix aus deutschen wie englischen Texten zu hören war, liefert man auf „Insolubilis“ durchweg englische Texte. Einzig der Hidden Bonus Track „Der Fischer“ wurde deutsch eingesungen. Die Folkeinflüsse wurden verfeinert, präzisiert und generell wurde man noch einmal etwas druckvoller im Sound. Hohes Ohrwurmpotential im Zusammenhang mit mehrstimmigen Gesanglinien bestimmten das Geschehen und zeigten erneut, MINOTAURUS waren und sind weiterhin noch lange nicht an ihrem musikalischen Zenit angekommen.
“Victims Of The Underworld“ wird im Jahr des 25-jährigen Band-Jubiläums veröffentlicht. Es war ein steiniger Weg bis zum finalen Ton im Aufnahmestudio, denn tiefgreifende Line-Up Veränderungen standen an, die sich nicht unwesentlich auf das neue Album ausgewirkt haben. Mehr Metal, aber bei bleibenden textlichen Inhalten. Wiederum in Zusammenarbeit mit Produzent Rolf Munkes in dessen Empire Studios in Bensheim aufgenommen, ist ein Album voller Reife und Tiefgang entstanden.
Die elf Songs wirken wie aus einem Guss. Man spürt in jeder Note die Überzeugung und Energie, die man aufgebracht hat um solch ein wuchtiges Album aufzunehmen. Dass die Folk-Komponenten etwas in den Hintergrund gedrängt wurden ist unüberhörbar und doch wirken die neuen MINOTAURUS Stücke vertraut. Die durchweg präsenten Melodien ziehen den geneigten Hörer umgehend in den Bann und verbeißen sich in dessen Gehörgängen. Einer der Übertracks des Albums nennt sich „Thor I’m Asking You“, der zwischen harten Gitarren und tiefgreifender Melodie einen umgehend mitreißt. Ganz in Mittelalter-Rhythmik galoppiert „Demon Of The Forest “ daher, während das mit einem doomigen Touch versehene „Raven’s Fate“ sehr von Clarissa Hobeck’s Gesang geprägt wird.
MINOTAURUS haben mit “Victims Of The Underworld“ ein, für ihre Verhältnisse, monumentales Werk abgeliefert und sollten locker neue Fans dieses Genres generieren.